Die vollständige Rote Liste der Brutvögel Esslingens

 

Eine Rote Liste kann sich nicht auf einen Vergleich zwischen zwei Kartierungen innerhalb von knapp zwei Jahrzehnten beschränken. In eine vollständige Rote Liste gehören alle Brutvogelarten hinein, die jemals in Esslingen gebrütet haben. Dies zu recherchieren, war nicht leicht. Einschlägige Literatur aus dem 19. und 20. Jahrhundert  (W. J. Fischer, W. Gatter u. a.) sowie die Aufzeichnungen von Dr. Rainer Ertel bildeten die Grundlage dafür, ob eine Art einst in Esslingen gebrütet hat oder gebrütet haben könnte. So entstand die "potentielle natürliche Avifauna" (PNA) für Esslingen. Sie ist die Basis für die Rote Liste der Brutvogelarten Esslingens.

 

 

 

Der "Wappenvogel" des NABU:

 

Weißstorch

 

 

 

 

 

 

 



Foto: A. Trepte

 

Beispielhaft für Arten, die in Esslingen früher gebrütet haben, ist der Weißstorch, der Wappenvogel des NABU. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es den Weißstorch in Esslingen noch auf dem Rathaus und der Franziskanerkirche, außerdem in Zell. Bis 1930 waren dann sämtliche Weißstörche im Kreis Esslingen verschwunden. Dabei wurde der Weißstorch in Esslingen bereits im 16. Jahrhundert geschützt: Eine Verordnung des Esslinger Stadtrats von 1529 verbot den Abschuss und sonstige "Beschädigung" der Störche unter dem Titel "Verbott der Storken". Dies ist ein sehr frühes Beispiel für den Schutz einer Vogelart in Deutschland!

 

 

Verordnung "Verbott der Storken" von 1529

Ergebnisse der (vollständigen) Roten Liste:

 

Ergänzt durch die "potentielle natürliche Avifauna" (PNA) ergaben sich für Esslingen insgesamt 141 heimische Brutvogelarten, von denen jedoch 70 Arten bereits ausgestorben sind (Rote Liste Kategorie 0), also 50 %!  33 der nachge-wiesenen Arten sind  in einer Gefährdungskategorie der Roten Liste verzeichnet. Zusammen mit den bereits ausgestorbenen Arten umfasst die Rote Liste der Brutvögel für Esslingen 103 Arten = 73 % der potentiellen natürlichen Avifauna. 

 

 

Vergleich der Roten Listen von Esslingen und Baden-Württemberg

 

Die Rote Liste Esslingens weist sehr viel mehr gefährdete Arten auf als die Rote Liste Baden-Württembergs, wie die nachstehenden Grafiken zeigen. Die Größe der Kreis-abschnitte entspricht jeweils der Artenzahl der betreffenden Gefährdungskategorie.

 

5. Fassung, Hölzinger 2007



In Esslingen sind prozentual fast viermal so viele Arten ausgestorben als in Baden-Württemberg (von 198 Brutvogelarten sind 25 ausgestorben = 13 %).  Die Zahl der nicht gefährdeten Arten umfasst knapp ein Viertel, in Baden-Württemberg gut ein Drittel. Esslingen hat also einen überdurchschnittlichen Fehlbestand an Brutvogelarten, verglichen mit der Situation im Land.

 



Die Seite "Lebensräume" informiert Sie über die Situation der Vogelarten Esslingens in verschiedenen Lebensraumtypen:


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