Nistkästen für den Wiedehopf

 

Das Berufsausbildungszentrum Esslingen (baz) fertigte nach unseren Plänen  2009 Nistkästen für den Wiedehopf an. Die Kästen wurden kostenlos an Streuobstwiesen-Besitzer abgegeben, die sie in ihren Wiesen aufhingen.  Wir hoffen, dass dieses Angebot eines Tages ein Wiedehopf-Paar dazu bringt, wieder in Esslingen zu brüten. Bisher wurde uns leider noch keine Brut gemeldet.

 

Bereits im April 2005 beobachtete Hans-Georg Hecht vom NABU Esslingen in den Zeller Wiesen, nahe dem "Schießhaus", einen Wiedehopf auf Nahrungssuche. Leider zog er offenbar weiter, denn trotz eifriger Nachsuche war er nach einigen Tagen nicht mehr zu entdecken. Seitdem wurden noch öfter Wiedehopfe auf dem Durchzug in den Esslinger Streuobstwiesen gesichtet.

 

Einer der Wiedehopf-Kästen fand auf einer Streuobstwiese in Esslingen-Zell immerhin einen Interessenten: Am 24. April 2009 hängten Zeller Bürger zwei Wiedehopfkästen auf ihrer Wiese auf. Bereits am 15. Mai 2009 konnten sie einen Wiedehopf beobachten, der sogar bis ans Haus kam und sich filmen und fotografieren ließ. Zur Brut kam es jedoch nicht.

 

 

Großes Interesse für die Wiedehopf-Nistkästen Foto: C. Reimers
Großes Interesse für die Wiedehopf-Nistkästen Foto: C. Reimers

 

Die großen Holznistkästen können an Obstbäumen und Geschirrhütten auch niedrig angebracht werden (ab einem halben Meter über dem Erdboden). Natürlich kann man sie auch höher hängen; sie werden dann aber nicht nur vom Wiedehopf, sondern auch von anderen Vogelarten bezogen. Am Kaiserstuhl, wo man schon Erfahrung mit Wiedehopfkästen gesammelt hat, wurden die niedrig angebrachten Kästen ausschließlich vom Wiedehopf besetzt, während in einige der höher hängenden Kästen Steinkäuze zogen. Da sich die Steinkäuze auf Esslinger Markung bisher rar machen, z. B. aber in Ostfildern treue Brutvögel sind, würden wir uns über diese Nutzung ebenfalls sehr freuen!

 

 

Steinkauz Foto: NABU/T.Dove
Steinkauz Foto: NABU/T.Dove

 

Die Kästen gibt es in zwei Ausführungen: Beim ersten Kasten führt das große Flugloch direkt in den Brutraum. Beim zweiten Kastentyp gibt es hinter dem Flugloch ein Brett als Mardersicherung; der Eingang zum Brutraum ist seitlich hinter die Vorderwand verlegt. Es bleibt abzuwarten, welchen Kastentyp der Wiedehopf bevorzugt. Da die Wiedehopf-Jungvögel jeden Angreifer mit ihrem ätzenden, übelriechenden Kot bespritzen und damit sehr wehrhaft sind, garantiert auch der Kasten ohne Marderschutz einen guten Bruterfolg. Der Brutraum ist mit 22 x 12 cm Grundfläche sehr geräumig. Die Außenmaße des Kastens: Rückwand 38 cm hoch, 22 cm breit; Dachfläche: 42 x 28 cm.

 

 

 

Wiedehopf vor Nistkasten Foto: NABU/Foto: T. Dove
Wiedehopf vor Nistkasten Foto: NABU/Foto: T. Dove

 


Der Wiedehopf ist in Mitteleuropa selten geworden; in Deutschland brüten nur noch etwa 310 bis 460 Paare. Als wärmeliebender Vogel profitiert er zunächst von der Klimaerwärmung. Aber als Zugvogel (er überwintert südlich der Sahara) ist er vielen Gefahren ausgesetzt. Schlimmer ist die Zerstörung seiner Lebensräume: offene, warme und trockene Landschaften. Geeignet sind zum Beispiel Rinderweiden, Streuobstwiesen, lichte Wälder und gelegentlich auch Weinberge. Er bevorzugt eher eine schüttere Pflanzendecke, denn seine Nahrung (Großinsekten, Spinnen, Regenwürmer und Schnecken, gelegentlich auch Eidechsen) sucht er auf dem Boden.

 

 

 

Der Wiedehopf - Lebensweise und Gefährdung

 

 

 

Wiedehopf auf Nahrungssuche am Boden Foto: NABU/O.Klose
Wiedehopf auf Nahrungssuche am Boden Foto: NABU/O.Klose

 

Vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft mit ihren unterschiedlichen Folgen macht ihm zu schaffen (hoher Pestizideinsatz und der Verlust von naturverträglich genutzten Wiesen und Weiden, die in Ackerland umgewandelt werden). Geeignete Bruthöhlen gehen durch das Fällen alter Obstbäume oder Feldgehölze regelmäßig verloren, außerdem durch Sanierungsmaßnahmen älterer Gebäude (Scheunen, Ställe) und Gemäuer. Er wird deshalb auch in Zukunft eher selten bei uns zu sehen sein.

Der Wiedehopf braucht Streuobstwiesen, alte Feldgehölze und eine naturverträgliche, pestizidfreie Landwirtschaft zum Überleben.

 

 

Fortpflanzung

Der Wiedehopf sucht sich als Neststand Ganz- oder Halbhöhlen aller Art, z.B. in Astlöchern, Steinhaufen, Felshöhlen, unter Dächern oder in Erdlöchern. Nistmaterial wird kaum oder gar nicht eingetragen. Meist Anfang Mai legt er dort in der Regel 5 bis 8 (lang-) ovale hell blaugraue bis grünlich graue Eier. Nach etwa 16- bis 19-tägiger Bebrütung durch das Weibchen schlüpfen die Jungen. Obwohl sie Nesthocker sind, tragen sie ein (allerdings eher spärliches) Dunenkleid. Sie werden anschließend noch 13 bis 14 Tage lang gewärmt. Nach 23 bis 25 Tagen verlassen sie das Nest. Anschließend werden die Jungvögel noch einige Tage mit Futter versorgt. Zweitbruten können bis Anfang Juli erfolgen.

 

Wiedehopf mit gesträubter Haube Foto: NABU/T.Dove
Wiedehopf mit gesträubter Haube Foto: NABU/T.Dove
Wiedehopf Foto: NABU/T.Dove
Wiedehopf Foto: NABU/T.Dove