Frühjahr 2013 - Rennstrecke durchs Krötenwandergebiet

 

 

Nicht nur Autos, natürliche Feinde und Krankheiten können den Erdkröten, Fröschen und Salamandern im Palmenwald gefährlich werden. Auch scheinbar harmlose Freizeit-Vergnügen wie ein Publikums-Lauf durch den Wald können ihnen schaden.

 

Ein Schock war im Frühjahr 2013 für die Helfer der Off-Road-Lauf des Neckarcenters, der mitten durch das Krötenwandergebiet geführt wurde. NABU-Mitglieder, die zufällig vor Ort waren, sorgten dafür, dass der Krötenzaun gesichert und Amphibienlaich auf der Rennstrecke vor dem Zertrampeln gerettet wurde. Ausführliche Informationen dazu finden Sie auf dieser Seite.

 

 

 

Foto: V. Schneider
Foto: V. Schneider

Wanderndes Erdkrötenpaar im Palmenwald

 

 


Für ihren Einsatz bekamen die Naturschützer von Zaungästen und auch von mehreren Teilnehmern des Rennens positive Rückmeldungen. Dies lässt uns hoffen, dass in Zukunft niemand mehr auf die Idee kommt, ausgerechnet im Krötenwandergebiet einen öffentlichen Lauf zu organisieren. Die Krötenwanderung ist mit dem Abbau des Zauns keineswegs beendet, denn ein großer Teil der Rückwanderer zieht erst in den vier bis sechs Wochen danach zurück in den Wald. Frühestens Ende Juni und im Juli verlassen die winzigen Jungkröten den Teich und überqueren die Straße. Der gesamte Krötenzug dauert bis in den Herbst hinein.  

 

 

Foto: M. Berberich
Foto: M. Berberich

Besorgte NABU-Mitglieder und Kinder der Familiengruppe an einem abgesperrten Laichgewässer

 

Es ist eine bittere Erfahrung für ehrenamtliche Naturschützer, ihr Engagement in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten zu sehen. Hier wurde in einen sensiblen, wertvollen Lebensraum eingegriffen, nur um die Leute ein wenig zu "bespaßen", und an den Naturschutz kein Gedanke verschwendet. Was nützt das Lob der Verwaltung für das Ehrenamt, wenn deren Arbeit und Sachkenntnis im Ernstfall völlig ignoriert werden?

 

Durch dieses Ereignis wurde eines wieder sehr deutlich: Um den Erdkröten wirksam auf Dauer zu helfen, brauchen wir dringend einen neuen, ruhig gelegenen Krötenteich abseits der Straße!

Die Anschubfinanzierung ist durch die großzügige Spende, die Studiendirektor

Dr. Hans-Peter Haseloff im Namen der ehemaligen Umwelt-AG des Schelztor-Gymnasiums der NABU-Gruppe Esslingen übergab, gesichert: siehe unsere Seite

 

> Spende für Krötenteich

 

Nun sind das Landratsamt und das Forstamt gefragt, damit das Projekt "Krötenteich" endlich realisiert werden kann!

 

 

 

 

 

Was passierte beim Off-Road-Run?

 


Das Neckarcenter veranstaltete den Publikumslauf am Sonntag, 7. April 2013. Eine Sperrung der Straße "Wannenrain" für den Lauf wurde vom Ordnungsamt nicht genehmigt. Deshalb kam der Veranstalter auf die Idee, einen völlig zugewachsenen alten Wirtschaftsweg parallel zum Wannenrain, also mitten durch das Krötenwandergebiet und über den Krötenzaun hinweg, freischlagen zu lassen. Dies wurde vom Kreisforstamt genehmigt. Der zuständige Revierförster sagte gegenüber der Presse, es sei zum Zeitpunkt der Genehmigung noch nicht abzusehen gewesen, dass die Krötenwanderung durch die kalte Witterung in diesem Jahr so spät ist. "Dieser neue naturschutzrechtliche Aspekt war mir vorher nicht klar, wird aber in Zukunft ganz sicher berücksichtigt."

 

 

Foto: V. Schneider
Foto: V. Schneider

Freigeschlagener Weg. Das kleine Laichgewässer daneben wurde erst nach Protest der Naturschützer abgesperrt.


 

Dass der Zaun noch stand und die Wanderung in vollem Gang war, konnte jeder sehen. Es hatte aber offensichtlich sowieso niemand an die Kröten gedacht. Der NABU wurde weder vom Neckarcenter noch von den Ämtern vorher informiert. Rein zufällig entdeckten die Helfer vor Ort am Samstag vor dem Lauf den freigeschlagenen Weg. Anke Ziesenis setzte sich sofort mit dem zuständigen Manager des Neckarcenters in Verbindung. Er sagte zu, den Krötenzaun mit Strohballen rechtzeitig vor dem Lauf zu schützen und sowohl den Zaun als auch die Laichtümpel der Frösche und Salamander im Wald abzusperren.

 

 

 

Foto: V. Schneider
Foto: V. Schneider

Froschlaich am Weg

 

 


Am Sonntagmorgen vor dem Lauf stellten Anke Ziesenis und viele NABU-Mitstreiter vor Ort fest, dass nichts gesichert und abgesperrt war. Auf den massiven Protest der Naturschützer und der Androhung einer Menschenkette vor dem Zaun holte der Manager zunächst die Polizei.

 

 

Foto: M. Berberich
Foto: M. Berberich

Die Polizei vor Ort im Gespräch mit Anke Ziesenis


 

 

Erst jetzt, kurz vor dem Rennen, wurde der Zaun durch Strohballen gesichert und einer der Tümpel mit mindestens fünf großen Laichballen des Grasfroschs auf der Rennstrecke abgesperrt. Die Polizeibeamten waren freundlich und umgänglich. Weiteren Froschlaich in Pfützen auf und an der Rennstrecke sicherten Mitglieder der NABU-Familiengruppe.

 

 

Foto: M. Berberich
Foto: M. Berberich

Endlich wurden die Strohballen geliefert.


 

Der Krötenzaun wurde ausgehängt und mit Strohballen abgedeckt, damit er beim Lauf nicht niedergetrampelt und beschädigt wurde.

 

 

 

Foto: M. Berberich
Foto: M. Berberich

Sicherung des Zauns

 

 


Foto: M. Berberich
Foto: M. Berberich

Nach der Sicherung des Zauns begann der Lauf.

 

 

 

Foto: M. Berberich
Foto: M. Berberich

Nach dem Rennen legten die Helfer Äste und Reisig auf den Weg, um keinen Anreiz für Jogger und Mountainbiker zu schaffen, ihn als neue Rennstrecke dauerhaft zu nutzen. Inzwischen hat die Natur den Weg zurückerobert; er ist völlig zugewachsen.