Wo sind unsere Vögel?

 

Nachdem sich die Fragen und teils sonderbare Anrufe zu diesem Thema häufen, möchte die NABU-Gruppe Esslingen zur Klärung des Sachverhalts beitragen.

 

Hintergrund ist, daß  zahlreiche Futterstellen für Vögel in diesem Winter verwaist sind, was viele Menschen beunruhigt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der sehr tiefen Temperaturen der letzten Wochen. Es ist sicher richtig, daß Pestizide allgemein für den Rückgang an Individuen und Arten mitverantwortlich sind, aber das plötzliche großflächige Verschwinden so vieler Vögel im Winter läßt sich damit nicht erklären, zumal im Winter eigentlich keine Pestizide ausgebracht werden.

 

 

 

 

Viele Vogelfreunde fragen sich: Wo bleiben unsere Meisen?

 

Foto: Nicole Bußmann

 

 

Im leeren Fultterhaus macht es sich die Hauskatze gemütlich. Die Jagd auf die gefiederten Wintergäste fällt aus.

Foto: NABU / Eric Neuling

 

 

Was viele nicht wissen ist, daß auch unsere Allerweltsvögel in Teilen Zugverhalten zeigen. Deshalb sind nicht alle Kohlmeisen, die im Sommer hier sind, auch dieselben, die im Winter am Futterhaus gastieren. Teile unserer Sommervögel ziehen nach Süden ab, um Artgenossen aus dem Norden Platz zu machen. Wenn man sich die Wettersituation der letzten Wochen angesehen hat, stellte man fest, daß Deutschland wettermäßig zweigeteilt war: eiskalt im Süden und mild im Norden. Diese Situation setzte sich auch nach Skandinavien fort, woher wir Informationen von deutlichen Plusgraden in den letzten Wochen haben. Aus diesem Grunde fehlen in diesem Winter bislang die üblichen Schwärme von Wintergästen wie Bergfinken, Zeisige oder gar Seidenschwänze. Letztere dringen sonst nur bei extremer Kälte im Norden bis in unseren Raum vor.

 

 

 

 

 

Bergfink

 

Foto: Picasa / Olaf Rambow

 

Erlenzeisig

 

Foto: Kathy Büscher /

        NABU Rinteln

 

 

Seidenschwanz

 

Foto: NABU / Daniel Schmidt

 

 

Die einzigen Wintergäste, die wir momentan in größerer Zahl in Esslingen finden, sind die Wacholderdrosseln.

 

 

Wacholderdrossel

Foto: Picasa / Olaf Rambow

 

 

 

 

Dieses Phänomen, möglicherweise eine Spielart des Klimawandels, daß die nördlichen Vögel nicht nach Süden gezogen sind, betrifft offenbar auch die häufigen Arten, so daß unsere sonst zuverlässig an den Futterhäusern anzutreffenden Gäste ausgeblieben und die hier ansässigen wohl trotzdem in großen Teilen abgezogen sind. Deshalb sind die Futterstellen dieses Jahr bislang verwaist.

 

Bei der Stunde der Wintervögel, die der NABU Anfang Januar organisiert hatte, kam das ebenfalls deutlich zum Ausdruck: Auf Gesamtdeutschland betrachtet gab es einen Rückgang der gezählten Vögel um 15 %, obwohl sich deutlich mehr Menschen an der Zählung beteiligten. Dabei waren die Zählergebnisse im Nordosten Deutschlands denen der Vorjahre sehr ähnlich, während im Südwesten beispielsweise bei der Kohlmeise bis zu 50 % Rückgang zu verzeichnen waren (Quelle: NABU).

 

NABU-Gruppe Esslingen e.V.

Ralf Hilzinger