Stunde der Gartenvögel 2022

13. bis 15. Mai 2022

 

Bei herrlich sonnigem Wetter fand in diesem Jahr die 18. Stunde der Gartenvögel statt. Knapp 1,5 Mio. Vögel wurden von 66.847 Teilnehmern aus 44.732 Gärten, Parks oder anderen Grünanlagen gemeldet. Die Rekord-Werte der letzten zwei Jahre konnten allerdings nicht mehr erreicht werden, 2021 wurden beispielsweise über 3,1 Mio. Vögel bundesweit gemeldet. Der Durchschnitt von 32,2 Vögel/Gebiet liegt aber nur knapp unter dem Durchschnitt des Vorjahres.

 

Auch in Esslingen haben an diesem Wochenende weniger Vogelfreunde erneut zum Fernglas gegriffen: 391 Interessierte haben aus 230 Grünflächen 6.157 Vögel gemeldet, vergangenes Jahr wurden noch insgesamt 16.413 Vögel beobachtet.   

 

Haussperling bleibt unangefochten auf Platz 1

Haussperling, junge Amsel, Kohlmeise (Fotos: Lars Klein)

Die ersten 5 Ränge belegen sowohl im ganzen Bundesgebiet wie auch in Esslingen folgende Vogelarten:

Platz 1 geht wie schon in den vorherigen Jahren an den Haussperling mit 246.987 Individuen und einem fast unveränderten Bestand, in Esslingen wird der Haussperling mit 1.117 gesichteten Vögeln ebenfalls der Spitzenreiter.

 

Platz 2 geht wieder an die Amsel mit 134.406 Amseln deutschlandweit bzw. 672 Amseln in Esslingen. Siegerin ist die Amsel dafür in der Kategorie „% der Gärten“, kommt sie doch bundesweit in 93,01% aller beteiligter Gärten vor, in Esslingen sogar in 95,65% der Gärten.

 

Auch die Kohlmeise auf Platz 3 war mit 81,6% prozentual häufiger als der Haussperling in den bundesweiten Gärten anzutreffen; in Esslingen ähnlich mit 80% der Gärten. Mit einer Anzahl von 115.996 Tieren in der gesamten Bundesrepublik bzw. 590 Tieren in Esslingen landet die Kohlmeise dennoch auf dem 3. Platz. Mit einem Trend von -7% scheint sich der Bestand zum Vorjahr nur wenig verringert zu haben.

 

Platz 4 geht wieder sowohl in der BRD als auch in Esslingen mit 112.460 bzw. 493 gezählten Vögeln an den Star. Geht der Trend für diesen schillernden Sänger bundesweit mit +3% sehr leicht nach oben, verzeichnet der Star in Esslingen leider einen deutlich rückläufigen Trend von -20%.

 

Platz 5 nimmt schließlich die wendige Blaumeise ein: In Deutschland wurden dieses Jahr 83.264 Individuen (-8%), in Esslingen 343 Blaumeisen (-5%) gezählt. Dieser fast stabile Trend spiegelt sich auch in dem deutlichen Rückgang an Verdachtsfällen von Infektionen mit dem Bakterium Suttonella ornithocola wider.

 

 

 

 

 

 

Auf Platz 6 liegt im gesamten Bundesgebiet der Feldsperling mit 82.624 Tieren (-8%). In Esslingen kommt der kleinere Verwandte des „Siegers“ zwar auf Platz 10 mit 202 Individuen, ist hier aber nur in knapp 20% der Gärten gesichtet worden, der Trend für den Feldsperling liegt in Esslingen bei -30%.

(Foto: Lars Klein) 

 

 

Es war die Nachtigall und nicht die Lerche

Bei den Ergebnissen für Gesamtdeutschland fällt in diesem Jahr besonders die Nachtigall auf (Platz 43). Sie scheint noch in der Balz gewesen zu sein, sodass ihr wohlklingender Gesang auffällig häufiger erklang (+114%). Laut nationalem Vogelschutzbericht hat die Nachtigall als eine der wenigen Arten, die lange Strecken ziehen, zugenommen: von 2004 bis 2016 um 26%. In Deutschland wurden bei der diesjährigen Stunde der Gartenvögel 3.195 Nachtigallen gezählt, der Großteil davon in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. In Esslingen wurde der berühmte Vogel dagegen keinmal gezählt. (Foto: Lars Klein)

 

 

Mauersegler fliegt nach oben

Mauersegler (Foto: Wolfgang Haubenthal/naturgucker.de), Mehlschwalbe und Rauchschwalbe (Fotos: Lars Klein)

Unsere Flugakrobaten Mauersegler, Mehl- und Rauchschwalbe zählen schon seit längerem zu den Sorgenvögeln. Doch zumindest der Mauersegler gehört mit einem bundesweiten Trend von +79% in diesem Jahr zu den deutlichen Gewinnern und befindet sich auf Platz 7 mit 69.701 gesichteten Tieren. Platz 7 konnte der Mauersegler auch in Esslingen einnehmen, wenn auch nur mit einem Plus von 23%. Dieses erfreuliche Ergebnis könnte mit der Hochdruck-Wetterlage zusammenhängen, wodurch viele Fluginsekten in der Luft waren. Auch scheint die Balz noch in vollem Gange gewesen zu sein, wodurch sich die Vögel auffälliger verhalten. In früheren Jahren waren die Mauersegler während der Stunde der Gartenvögel schon mit der Brut beschäftigt.  

 

Bundesweit betrachtet zeigt auch die Mehlschwalbe (Platz 10) einen leichten Aufwärtstrend (+20%), nur in Esslingen wurde die Mehlschwalbe mit 233 Vögeln (Platz 9) etwas weniger als im vergangenen Jahr gesichtet. 

 

Und auch der Bestand der Rauchschwalbe (Platz 16) könnte sich in Deutschland etwas erholen. Mit 19.860 Individuen wurden wieder etwas mehr Rauchschwalben als im Vorjahr (+8%) gezählt. In Esslingen wurde dagegen nach dem positiven Trend von 2021 (+202%) leider mit insgesamt nur 9 Vögeln wieder viel weniger Rauchschwalben als in den vergangenen Jahren gezählt (Platz 38, -77%). 

 

 

Gute Thermik trägt Rotmilan nach oben 

Wie auch beim Mauersegler hat das gute Wetter beim Rotmilan zu vielen Beobachtungen geführt: 9.372 Tiere wurden in der Bundesrepublik gezählt, ein Trend von +103% (Platz 25). Und auch in Esslingen scheint es mit dem Rotmilan (Platz 21) aufwärts zu gehen, 60 Individuen wurden gemeldet (+45%). 

(Foto: Lars Klein)

 

 

Weitere Vogelarten, die beim Trend eine hohe zweistellige Prozentzahl aufweisen, sind bundesweit u.a. noch auf Platz 49 der Kuckuck (+86%) und auf Platz 38 der Weißstorch (+44%). In Esslingen zeigen u.a. die Wacholderdrossel (Platz 25) mit 39 Individuen und einem Trend von +700% sowie der Kolkrabe (Platz 28) mit 30 Vögeln und einem Trend von +80% deutliche Gewinne gegenüber dem Vorjahr.

 

 

 

Ebenfalls der kleine unscheinbare Zilpzalp kann bei der diesjährigen Zählung zu den Gewinnern gerechnet werden (+39% BRD bzw. +11% Esslingen). In 10,42% der Grünanlagen erklang sein markanter Gesang „zilp zalp zilp zalp“. Insgesamt wurden 6.448 Zilzalpe (Platz 34) gezählt, in Esslingen 19 Stück (Platz 34).

(Foto: Angelika Nijhoff/naturgucker.de)

 

Die Feldlerche ist in Esslingen kaum mehr anzutreffen. Dieses Jahr wurden 2 Vögel gemeldet, 2019 waren es noch 7 Tiere. (Foto: L. Klein)
Die Feldlerche ist in Esslingen kaum mehr anzutreffen. Dieses Jahr wurden 2 Vögel gemeldet, 2019 waren es noch 7 Tiere. (Foto: L. Klein)

 

 

Tendenz sinkend

Goldammer, Gimpel, Schwanzmeise (Fotos: Lars Klein)

 

Aber auch bei der diesjährigen Vogelzählung gibt es Vogelarten, bei denen der Trend negativ ausfällt. Im gesamten Bundesgebiet wie auch im Landkreis Esslingen gehören u.a. die Goldammer, der Gimpel und die Schwanzmeise dazu.

 

Für die Goldammer, der Vogel des Jahres 1999, zeigt sich – bis auf 2021 – schon länger ein kontinuierlicher Rückgang. Bundesweit wurden 3.214 Goldammern (Platz 42) gezählt (-33%), in Esslingen (Platz 44) wurde diese Ammern-Art, bei der das Männchen gut sichtbar von seiner Singwarte aus zu sehen ist, nur 5-mal gesichtet (-62%). Mit ein Grund für den Rückgang könnte  die intensiv genutzte Agrarlandschaft sein, bei der die Goldammer weder Platz zum Brüten noch genügend Nahrung findet.

 

Eine ähnliche Entwicklung zeigt der Gimpel, der nach einem guten Jahr 2021, mit 8.189 Individuen wieder deutlich weniger gemeldet wurde (Platz 30); im vergangenen Jahr waren es bundesweit noch 26.924 Gimpel. In Esslingen liegt der Trend bei -68%, nur 3 der auch als Dompfaff bezeichneten Vögel wurden gemeldet (Platz 52).

 

Auch die possierliche Schwanzmeise mit ihrem langen Schwanz klettert im Trend abwärts. Im gesamten Bundesgebiet wurde nur von 2.560 Schwanzmeisen berichtet (Platz 46), der Trend liegt bei -42%. In Esslingen ging die Zahl der gemeldeten Schwanzmeisen (Platz 47) mit 4 Meisen stark nach unten, 2021 waren es noch 47 Schwanzmeisen. 

 

 

 

Die eifrig wippende Bachstelze muss leider auch zu den Verlierern gerechnet werden. In Esslingen liegt der Trend bei -66%, nur 7 Tiere wurden gemeldet. Bundesweit liegt der Trend zwar fast stabil bei -9%, mit 8.838 Vögeln wurden im Vergleich zu 2019 aber gut 1000 weniger gezählt.

(Foto: Lars Klein)

 

Welche Vogelarten kommen nach der Top 10? 

Bundesweit ist das Rotkehlchen, unser Vogel des Jahres 2021, wieder aus der Top 10 gerutscht und liegt mit 36.952 gemeldeten Vögeln auf Platz 11. Auch in Esslingen konnte das Rotkehlchen seine guten Werte vom vergangenen Jahr nicht wiederholen und landete mit 141 Individuen auf Platz 12 (Trend -10%). Auf Platz 11 liegt in Esslingen die Ringeltaube.

 

Grünfink, Buchfink (Fotos: Lars Klein)

 

Im Sommer 2009 gab es ein Massensterben des Grünfinks durch den Erreger Trichomonas gallinae. Der Bestand gilt momentan als stabil, insgesamt wurden 32.512 Grünfinken gezählt, dennoch liegt der Trend bei der diesjährigen Stunde der Gartenvögel bei -13%, die Anzahl der Vögel/Garten geht kontinuierlich runter. Bundesweit kommt der Grünfink auf Platz 12, in Esslingen mit 134 gesichteten Tieren auf Platz 13 (-15%). 

 

Auf Platz 13 bzw. Platz 14 in Esslingen ist es der Buchfink gelandet, ebenfalls mit einem leicht negativen Trend (-11% bzw. - 13%). Im gesamten Bundesgebiet wurde der elegante Fink 3.2077-mal gemeldet. In Esslingen waren es 129 Individuen in knapp 30% der Gärten.

 

 

 

Im gesamten Bundesgebiet wurden 133 Individuen des Wiedehopf, Vogel des Jahres 2022, beobachtet. In Esslingen gab es leider keine Sichtung. (Foto: Lars Klein)
Im gesamten Bundesgebiet wurden 133 Individuen des Wiedehopf, Vogel des Jahres 2022, beobachtet. In Esslingen gab es leider keine Sichtung. (Foto: Lars Klein)

 

Alle Daten auf einen Blick

 

Die gesamte Auswertung der „Stunde der Gartenvögel 2022“ mit ausführlicher Statistik finden Sie auf der Homepage des NABU Dachverbandes unter:

 

Die Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel