Brutsaison 2010

 

 

Brutsaison 2010

2010 begann die Brutsaison der Wanderfalken außergewöhnlich früh: Bereits am 24. Februar lag das erste Ei im Horst, das nächste Ei folgte am 27. Februar. Nach dem harten Winter war ein derart früher Brutbeginn ungewöhnlich.

 

 

 

 

Zwei Wanderfalken-Eier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Nach einer warmen Woche Ende Februar kehrte der Winter mit Macht zurück; im März wurde es noch einmal sehr kalt. Die ersten beiden Eier wurden noch nicht bebrütet; erst ab dem dritten Ei beginnt das Weibchen zu brüten.

Doch die Wanderfalken hielten noch mehr Überraschungen für uns bereit: Am 27. Februar drang ein fremder Terzel in den Nistkasten ein. Das Weibchen stellte sich vor die zwei bereits gelegten Eier und rief aufgeregt, als wolle sie ihre Brut gegen den Eindringling verteidigen. Der neue Terzel trägt einen goldenen Ring, wie er den Gebäudebrütern unter den Wanderfalken angelegt wird. Das alte Männchen tauchte nicht mehr auf.

 

 

 

 

Der neue Terzel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erst nach einer Pause von 13 Tagen lag am 12. März 2010 das dritte Ei im Nest. Zwei weitere Eier folgten am 15. und 17. März 2010. Das Gelege hatte jetzt 5 Eier.

 

 

 

 

 

Fünf Wanderfalken-Eier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

Der Grund für die lange Pause war vermutlich der Partnerwechsel und das kalte Wetter. Das Weibchen versuchte, alle fünf Eier zu bebrüten, hatte aber Mühe, alle Eier unter ihrem Körper unterzubringen; ein Ei lag häufig daneben. Auch der neue Terzel beteiligte sich am Brutgeschäft, aber da er deutlich kleiner als das Weibchen ist, gelang es ihm noch weniger, alle Eier zu bedecken (siehe Foto). Die zwei ersten Eier blieben unfruchtbar. Eines dieser beiden Eier, das ungewöhnlich hell geraten war, fraß das Weibchen am 30. März leer. Das zweite unfruchtbare Ei entfernten AGW-Mitarbeiter bei der Beringung am 10. Mai 2010.

 

 

 

 

 

Brütender Terzel.

Es gelingt ihm nicht, das gesamte Gelege zu bedecken. Zwei Eier gucken raus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Drei junge Wanderfalken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Dienstag, 20. April 2010, saßen bereits zwei Jungfalken im Nistkasten; der dritte Jungvogel schlüpfte am Mittwoch, 21. April 2010.

 

 

 

 

Der neue Terzel erwies sich als eifriger, aber in mancher Hinsicht noch unreifer Partner des Wanderfalken-Weibchens. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger beteiligte er sich am Brüten und blieb oft sogar nachts im Nistkasten neben dem brütenden Weibchen. Er schleppte auch häufig Beute heran, ließ sich aber nicht selten im Nistkasten neben seinen Jungen zur Mahlzeit nieder und vesperte eifrig mit (ein ungewöhnliches Verhalten).

 

 

 

 

Der Terzel will auch etwas vom Futter haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sein Vorgänger war in der Versorgung der Jungen in den letzten Jahren immer nachlässiger geworden. Er kam mehrfach ohne Beute im Horst an und zwang das Weibchen öfter, selbst die erst wenigen Tage alten Jungen, die dringend gewärmt werden mussten, kurz zu verlassen, um selbst Vögel zu fangen. Als gute Jägerin kehrte sie nach etwa zwei Minuten regelmäßig mit Beute zurück

 

 


 

 

Die Jungen sind etwa drei Wochen alt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die jungen Wanderfalken wuchsen rasch heran. Bei der Beringung am 10. Mai konnten die AGW-Mitarbeiter das Geschlecht der Jungvögel bestimmen: drei junge Männchen saßen im Horst.

 

 

 

 

Erster Ausflug auf das Flugbrett.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Samstag, 29. Mai 2010, flog der erste Jungfalke aus. Laut der Meldung eines Anwohners wurde er auf einem der Dächer am Marktplatz gesichtet. Danach wurde er bis zum 7. Juni nicht mehr gesehen; vermutlich hatte er sich in einer nicht einsehbaren Nische versteckt oder trainierte bereits unter Anleitung seiner Mutter den Beutefang auf freiem Feld.

 

 

 

 

 

Drei Jungvögel im Jugendkleid.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Dienstag, 01. Juni, saß der zweite flügge Jungvogel gegen 11.00 Uhr auf der Brüstung des Südturms; auch er hatte also den Abflug gewagt. Eine halbe Stunde später, zur Fütterung durch die Altvögel, flog er von der Brüstung wieder auf das Flugbrett und nahm seine Mahlzeit im Nistkasten ein. Nachher saß er zum Verdauen einträchtig mit dem Nesthäkchen auf dem Flugbrett. Später pendelte er zwischen der Stadtkirche und dem Kesslerhaus und kehrte am Freitag, 4. Juni 2010, auch nicht zur Mittagsmahlzeit in den Nistkasten zurück. Dort bekam der Benjamin unter den Jungfalken pünktlich um 11.30 Uhr eine Taube serviert; sein Geschwister auf dem Kirchendach meldete sich zwar mit kläglichen Bettelrufen, wurde dort aber nicht gefüttert. Eine Stunde später, gegen 12.30 Uhr, hatte auch das Nesthäkchen den Nistkasten verlassen und saß auf der Brücke zwischen den beiden Türmen. Am Montagmorgen (7. Juni) sah Dietrich Francke (NABU) alle drei Jungfalken gesund und munter über den Marktplatz fliegen. In den folgenden Wochen war die Falkenfamilie nur noch selten über dem Marktplatz zu sehen.

 

 

 

 

 

 

Kurz vor dem Ausfliegen:

Esslinger Wanderfalken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle Fotos auf dieser Seite wurden mit der Digitalkamera aufgenommen, die W. Barth (BUND) am Nistkasten installiert hat. Sie liefert pro Stunde ein Foto.